Dorothee-Sölle-Haus

Dorothee-Sölle-Haus

Prof. Dr. Dorothee Sölle

Im Gemeindehaus in der Waldsassener Straße 9, 12279 Berlin, befinden sich die Küsterei, alle Büros, das „Kinderhaus“ und eine unserer beiden Kitas. Fast alle Zusammenkünfte während der Woche finden dort statt. Jeden Sonntag feiern wir in dem neu gestalteten Kapellenraum um 11 Uhr Gottesdienst.

Durch die intensive Nutzung ist eine anderweitige Vermietung kaum möglich; bei Anfragen hierzu (etwa im Anschluss an eine in der Gemeinde durchgeführte Amtshandlung) wenden Sie sich bitte an unser Büro (Mo+Mi 10 – 12 Uhr; Tel. 755 12 20 15).

www.dorothee-soelle.de


In diesem Gedicht thematisiert Dorothee Sölle das Gleichnis vom Feigenbaum, der abgehauen werden soll, wenn er keine Früchte bringt.

Wir leben in schwierigen Zeiten mit Kriegen, Klimakatastrophen, sozialen Ungerechtigkeiten und Ängsten. Die Menschen sind fähig, ihre eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören. Die Metapher des Feigenbaums ist ein Aufruf, die bestehenden Missstände zu überwinden und für eine bessere Zukunft einzustehen.

Die Anrufung Gottes mit der Frage „wie lange Gott, wie lange willst du dir das noch ansehen“ drückt die Sehnsucht und das Verlangen nach Gottes Nähe und Bewahrung aus. Der Glaube daran, dass Verzicht und Rücksichtnahme möglich und Ausbeutung und Gewalt keine Naturgesetze sind, ist nötiger denn je. Überall, wo dieser Glaube in die Tat umgesetzt wird, hoffen wir, dass eine andere Welt möglich ist – so, wie sie Gott meint und will.

Erdmute Schulz für den Sölle-Gesprächskreis

Der Feigenbaum

Noch trägt unser baum keine früchte
noch schieben wir heimatlose ab
arbeiterinnen lassen wir nicht arbeiten
 
Noch liefern wir den folterern
was immer sie brauchen können
und schnüren den ärmsten die kehle zu
dass auch ihr schrei uns nicht stört
noch wartet gott vergeblich
 
Noch liegt unsere zeit in den händen der mächtigen
sie leiten gift in die flüsse
amüsantes in unseren bildschirm
schwermetalle in unser essen
und angst in unser herz
 
Noch schreien wir nicht laut genug
wie lange noch gott
wie lange willst du dir das noch ansehen
ohne ihn umzuhaun deinen feigenbaum
 
Noch haben wir nicht gelernt umzukehren
noch weinen wir selten
noch
 

Dorothee Sölle

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Wolfgang Fietkau Verlags
Aus: Dorothee Sölle, loben ohne lügen, © Wolfgang Fietkau Verlag, Kleinmachnow 2000


Geschichte 

An Ostern 1968 weihte die Gemeinde Marienfelde ihr provisorisches Gemeindezentrum im entstehenden Neubaugebiet ein. Es war das erste „öffentliche“ Gebäude in der Nachbarschaft und wurde entsprechend genutzt. Neben kirchlichen Veranstaltungen stand das Haus auch Mieterräten, der Bürgerinitiative Marienfelde und anderen Gruppen zur Verfügung. 1970 wurde das Haus zu klein, ein Neubau wurde geplant. Nach einem Architektenwettbewerb wurde Heinz E. Hoffmann mit der Planung beauftragt. An Ostern 1975 konnte die Gemeinde ihr neues Haus in Besitz nehmen.
Die Kosten des Baues beliefen sich auf 1,8 Millionen DM. Daran beteiligte sich das Hilfswerk Berlin mit 200.000 DM für die Errichtung der Räume für Seniorenclub und Mittagstisch. Weiter 163.000 DM kostete die Inneneinrichtung (Möbel, Vorhänge, Lampen, techn. Geräte, Kücheninventar, Orgel). 20.000 DM wurden von Gemeindemitgliedern dafür gespendet.

Zwei Jahrzehnte lang wurde das Haus von der in Vorwendezeiten größten Kirchengemeinde Westberlins intensiv genutzt. In den 90er Jahren veränderte sich durch den Mauerfall, Straßenausbau und Veränderung der Bevölkerungsstruktur im Wohngebiet die Nutzung. Durch die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen ab 2002 verlor die Gemeinde einen ihrer wichtigsten Arbeitsschwerpunkte, die Hortbetreuung. Außerdem wurde die Situation der „Kita II“ an der Marienfelder Allee / Ahrensdorfer Straße durch den Ausbau der B 101 als Autobahnzubringer immer problematischer. Die Umstrukturierung des Gemeindezentrums durch den Anbau einer Kita wurde beschlossen: Ein neues „Familienzentrum“ sollte als Umbau des vorhandenen Hauses entstehen. Den Architektenwettbewerb entschied das Büro Lüling/Rau für sich; der GKR beauftragte umgehend die Umsetzung.

Die Baukosten in Höhe von 2 Mio.€ wurden im Wesentlichen durch den Verkauf des Kita-Grundstücks und aus Baurücklagen der Kitas und der Gemeinde aufgebracht. Am 1. Dezember 2005 war Baubeginn mit einem Abriss: Mit zwiespältigen Gefühlen musste sich die Gemeinde von der Kapelle des Gemeindezentrums verabschieden. Schon am 31. Mai 2006 war Richtfest; zum neuen Kita-Jahr war der Umzug geschafft. Zwei Kitas („Kita II“ und „Kita III“) waren zusammen gelegt zur „Kita im Familienzentrum“ mit 105 Plätzen.

Ein besonderer Dank gilt unserer Namenspatronin Dorothee Sölle. Die Beschäftigung mit ihrem Werk hat der Gemeinde dabei geholfen, über der verwaltungsintensiven Strukturreform die Inhalte nicht zu vergessen und an die Zukunft zu denken – dass wir mit allem Bauen Räume schaffen für Begegnung und Hilfe, für das Lachen, Weinen, Reden, Kämpfen und Feiern, damit die Gemeinde ein Segen sein kann für alle, die sie brauchen.

In den Jahren 2007-2011 wurde aus dem damaligen Speisesaal eine neue Kapelle geschaffen. Die Glaskünstlerin Marie-Luise Dähne entwarf dafür eine farbige Glaswand mit einem Spruchbild über dem Altar (Psalm 16, 8b-11; Bibel in Gerechter Sprache) und dann die Prinzipalien aus Beton und Glas. Weiterhin feiert die Gemeinde jeden Sonntag um 11 Uhr Gottesdienst in dem hellen Raum mit dem Blick nach draußen.

Im Jahr 2015 wurde das Gemeindehaus 40 Jahre alt. Zwei Jahre lang, bis 2017, wurden das Dach, die Fassade (Dämmung) und und die Fenster saniert, damit das Gebäude auch weiterhin der vielfältigen Gemeindearbeit zur Verfügung steht.

Carola Enke-Langner